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Die zehnte Elegie

Created at 20. Nov. 2014

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by Hugo

Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke

Vorgetragen von Ruth Ritter

Die zehnte Elegie

Vers 1-15: Duino, Anfang 1912; erweitert, aber nicht vollendet im Spätherbst 1913, Paris. Erste Fassung des Ganzen, fragmentarisch: Paris Ende 1913; im Februar 1922 verworfen und am 11. Februar 1922 durch die – ab Vers 16 völlig neue – endgültige Fassung ersetzt

Die zehnte Elegie beginnt mit der Hoffnung,[161] „Daß ich dereinst, an dem Ausgang der grimmigen Einsicht, / Jubel und Ruhm aufsinge zustimmenden Engeln".[162] Das zu Lebzeiten erduldete Leid wird dann in Freude umschlagen.[163] Denn das Leid ist nicht nur Vorübergehendes,[164] sondern ist „Siedelung, Lager, Boden, Wohnort"[165]: Der Schmerz muss ernstgenommen werden, und kann nicht nur im Hoffen auf sein Ende vergeudet werden[166].

In einem zweiten, neun Jahre später entstandenen Teil der Elegie, wird die dennoch bestehende Fremdheit des Leidens beschrieben. Dies geschieht mit dem gleichen einleitenden Wort „Freilich"[167], wie in der ersten Elegie in die Welt der Toten eingeführt wurde.[168] Damit wird die Fremdheit des Leidens, der Gegensatz zwischen Leiden und Nicht-Leiden als ähnlich scheinbar wie der Gegensatz zwischen Leben und Tod angedeutet.[169]

In einer Topographie des Leids – das Leid wird als „Leid-Stadt"[170] und als „Leidland"[171] verbildlicht – wird die Erfahrung des Leidens verräumlicht. Rilke kritisiert die Tröstungen der Kirche: „O, wie spurlos zerträte ein Engel ihnen den Trostmarkt / den die Kirche begrenzt, ihre fertig gekaufte:".[172] Jenseits der Grenzen der Leidstadt[173] ist Wirklichkeit zu finden. Das Glück wird in satirischen Wendungen[174] als unstet[175] und zufällig[176] dargestellt.

Nach der Beschreibung der unzureichenden, fremden Leid-Stadt steht am Schluss der zehnten Elegie ein „Gleichnis"[177]: Auch die „Kätzchen der leeren / Hasel, die hängenden"[178] und der „Regen, der fällt auf dunkles Erdreich im Frühjahr. -"[179] weisen nach unten, aber sie zeigen uns „die Rührung, / die uns beinah bestürzt, wenn ein Glückliches fällt."[180] Der in den Duineser Elegien oftmals verbildlichte Gegensatz zwischen Steigen und Fallen verbindet sich darin, dass das „steigendes Glück"[181] uns „beinah bestürzt"[182]

http://de.wikipedia.org/wiki/Duineser_Elegien#Die_zehnte_Elegie

Produktion:
Nadira Khayitbaeva
Georg Ritter
Aranka Jell

© 2014

dorf tv

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