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Carola Bauckholt - Stroh

Created at 31. Jan. 2020

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by DORFbrunnen

Carola Bauckholt - Stroh (2012)

Mich zieht die individuelle Stimmfarbe an. Deshalb reduzierte ich die Besetzung
auf vier Stimmen – ein transparentes Quartett. Im Piano ist das Timbre
differenzierter wahrnehmbar. In der Tiefe ist der Klang körperlicher. Dann
interessiert mich die Unterseite des Gesangs. Das vocal fry, der Strohbass,
multiphonics, resonierende Taschenfalten, Luftklänge, gehauchte Akkorde.
Klänge mit starker Textur. Die Worte ergaben sich aus der Artikulation, das
heißt, Vokale und Konsonanten ergeben sich in erster Linie aus der Klangvorstellung.
Stimmen sind archaisch und haben einen unmittelbaren Kontakt zum
Unterbewusstsein. Das möchte ich jenseits von Klischees berühren. C. B.
... Eine ganz andere Welt ist Carola Bauckholts immer auch mit zarter Theatralik
und oftmals raffinierter kompositorischer Ironie (gibt es so etwas überhaupt?)
ausgestattete Klangwelt. Die Titulierungen ihrer Kompositionen evozieren ein eigenes Milieu von Gegenständen, Zuständen und Befindlichkeiten:
Der gefaltete Blick, Polizeitrieb, Schraubdichtung, Zopf, Maulwurf, Pumpe,
Nestwärme, Hubschrauber, blinder Fleck... und jetzt Stroh. Assoziatives
Minengelände. Wo man drauf stößt, gibt es Blitze, Erhellungen also durch das
Begreifen von fein eingefädelten Bezügen. Manchmal fliegt man in die Luft.
Während des Hörens ihrer Kompositionen bleibt einem das Lachen oft im Hals
stecken, obschon es nie witzig oder vordergründig humoristisch zugeht. Eine
ganz und gar eigene Weltbeobachtung durch die Skalpelle, mit der sie ihre
Noten schneidet, schleift und differenziert. Hans-Peter Jahn

Carola Bauckholt wurde 1959 in Krefeld geboren. Nach mehrjähriger Mitarbeit
im Krefelder Theater am Marienplatz (TAM) studierte sie von 1978 bis 1984 an
der Musikhochschule Köln bei Mauricio Kagel. 1985 gründete sie mit Caspar
Johannes Walter den Thürmchen Verlag, 1991 das Thürmchen Ensemble. Sie
erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, z.B. 1986 das Bernd Alois
Zimmermann Stipendium der Stadt Köln oder 1997 den Aufenthalt in der Villa
Massimo in Rom. 1998 wurde sie mit dem Künstlerinnenpreis des Landes
Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet und 2010 wurde ihr in der Kategorie
Experimentelle Musik der Deutsche Musikautorenpreis der GEMA verliehen.
2013 wurde sie zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin gewählt. 2015
wurde sie zur Professorin für Komposition/Schwerpunkt zeitgenössisches
Musiktheater an die Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, Österreich berufen.

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Das Werk wurde am 4.12.19 an der Anton Bruckner Privatuniversität im Rahmen des Festivals "Leicht über Linz 2019" von Neue Vocalsolisten Stuttgart, interpretiert.

Neue Vocalsolisten Stuttgart
Die sieben Konzert- und Opernsolisten, vom Koloratursopran über den Countertenor
bis zum schwarzen Bass, verstehen sich vor allem als Forscher und Entdecker. Um dem Neuen den Weg zu bereiten, arbeiten die Neuen Vocalsolisten regelmäßig mit arrivierten und jungen Komponist*innen zusammen in der Recherche nach neuen Klängen, Stimmtechniken und vokalen Ausdrucksformen.
So entstand im Laufe der letzten 20 Jahre ein reiches, hochvirtuoses und weltweit einzigartiges Repertoire vokaler Kammermusik. Dabei bewegen sich die Neuen Vocalsolisten insbesondere auf dem Terrain des gegenwärtigen Musiktheaters, das mehr denn je durch elektronische Medien, Video- und Konzeptkunst geprägt ist. Interdisziplinäre Diskurse gehören daher selbstverständlich zur Arbeit des Ensembles. Bildende Kunst, Literatur, Film und performative Formate sind darin ebenso einbezogen wie Bezüge zu traditioneller Musik. Vor diesem Hintergrund haben die Neuen Vocalsolisten das Genre des vokalen Kammer-Musik-Theaters geprägt, unter anderem mit Werken von Georges Aperghis, Carola Bauckholt, Luciano Berio, Luca Francesconi, Lucia Ronchetti, Oscar Strasnoy und Claude Vivier. Partner des Ensembles sind dabei stets hochkarätige Spezialistenensembles und Orchester, internationale Opernhäuser, die freie Theaterszene, elektronische Studios sowie zahlreiche Veranstalter von Festivals und Konzertreihen neuer Musik in aller Welt.

Johanna Vargas, Sopran
Susanne Leitz-Lorey, Sopran
Truike van der Poel, Mezzosopran
Martin Nagy, Tenor
Guillermo Anzorena, Bariton
Andreas Fischer, Bass

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Dem Musikschaffen der Gegenwart widmet sich heuer zum vierten Mal in Zusammenarbeit mit der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik Oberösterreich das Festival Leicht über Linz, das mit zahlreichen Konzerten, Vorträgen und Performances von Studierenden, Absolvent*innen, Professor*innen und internationalen Gästen die Bruckneruniversität bespielt. Zu Gast sind neben den Neuen Vocalsolisten Stuttgart unter anderem das Contemporary Pop Duo „Nimikry” sowie Manuela Kehrer, die als Composer in Residence gewonnen werden konnte.

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