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ARBEITERSIEDLUNG SINTSTRASSE

Created at 23. Dec. 2021

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by architektenfreund

ARBEITERSIEDLUNG SINTSTRAẞE
Curt Kühne, 1927

Die Sintstraße zeigt eine besonders interessante, für Linz einmalige Siedlungstypologie. In der Gesamtwirkung eher ein Park als eine Wohnanlage, bilden 18 freistehende, zweigeschoßige Häuser ein zusammenhängendes Ensemble mit mittiger Angerfläche und ergänzenden Wohnhöfen. Die vielfältigen Freiräume sind Ausgleich für die enorme Dichte im Inneren (je 8 Wohnungen à 24 m²). Schwalbenschwanz-Giebel und Klinkerornament kennzeichnen die Eingangsfassaden der schlichten Baukörper. Die Stadt Linz war Auftraggeberin und stellte damals das Grundstück zur Verfügung. Dass die Sintstraße heute inmitten eines urbanen Verdichtungsgebiets um den Linzer Hafen liegt, hat den Verwertungsdruck auf das attraktive Grundstück mit den kleinteiligen, teilweise seit den 1980er Jahren leerstehenden Häusern kontinuierlich steigen lassen. Ein Abrissansuchen der Gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft der Stadt Linz (GWG) im Jahr 2004 wurde vom Bundesdenkmalamt (BDA) abgewiesen. Diverse Sanierungskonzepte wurden seither durch das BDA nicht positiv bzw. von der GWG als wirtschaftlich nicht tragbar beurteilt. Im Herbst 2020 wurde der Großteil der Liegenschaft an den Baukonzern STRABAG verkauft. Das Verwerten nach Renditekriterien bringt das einzigartige sozial- und baugeschichtliche Erbe und dessen Schutzstatus in ernste Gefahr. (Tobias Hagleitner)

Rita Aichinger

Die junge Architektin hat sich für ihre Diplomarbeit an der TU Wien intensiv mit der Sintstraße beschäftigt. Vor Ort erzählt sie von der bewegten Geschichte der mittlerweile leerstehenden Siedlung und erläutert die architektonischen Besonderheiten des einzigartigen Baudenkmals im Linzer Hafenviertel.

„Im Moment siehts danach aus, dass ein Teil der Gebäude abgerissen wird und nur die Häuser um den grünen Anger bleiben. Ich habe das Gefühl, das ist eher eine Notlösung, um zumindest einen Teil der Gebäude zu erhalten. Es ist für mich fraglich, denn die Geschlossenheit und Vollständigkeit der Siedlung ist eigentlich ein Haupt-merkmal ihrer Schutzwürdigkeit.“

 

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Kühne Schulte Gegenwart

Filmische Porträts

In nicht einmal zwei Jahrzehnten schufen Curt Kühne (1882–1963) als Stadtbaudirektor und Julius Schulte (1881–1928) als sein Mitarbeiter bzw. selbständiger Architekt wesentliche Bausteine der modernen Linzer Raumentwicklung auf dem Weg zur Großstadt. Unter den äußerst prekären Bedingungen der Zeit zwischen den Weltkriegen planten sie bedeutende Wohnbauten, Schulen und kommunale Einrichtungen für die Stadt, die bis heute in Betrieb und Nutzung sind.

Das afo hat für die Ausstellung Kühne Schulte Gegenwart (19.11.2021–18.2.2022) unterschiedliche Persönlichkeiten – Bewohner*innen, Architekt*innen, Expert*innen, Eigentümer*innen – zum Interview geladen, um anhand von zehn Beispielbauten zu erfahren, was sich rund ein Jahrhundert später von den „sozialen Stadtbausteinen“ der Zwischenkriegszeit lernen lässt: Wie sieht der private oder berufliche Alltag darin aus? Welche Qualitäten werden besonders geschätzt? Was bedeuten diese Bauten und Siedlungen für die Stadt und ihre Bewohner*innen?

Hinweis: Parallel zur Ausstellung im afo zeigt das NORDICO Stadtmuseum Linz bis 18.4.2022 Gebaut für alle. Curt Kühne und Julius Schulte bauen das soziale Linz (1909-1938).

Konzept und Interviews: Tobias Hagleitner

Ton, Kamera, Schnitt: Reinhard Zach

afo architekturforum oberösterreich, 2021

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