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FEUERHALLE LINZ

Created at 24. Jan. 2022

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by architektenfreund

FEUERHALLE LINZ
Julius Schulte, 1929

Als die Stadt Linz dem oberösterr. Feuerbestattungsverein Die Flamme 1925 das heutige Urnenhain-Areal zur Verfügung stellte, lag es in einem kaum besiedelten Bereich Urfahrs. Das waldartige Gelände bot Julius Schulte, der sich seit Beginn der 1920er Jahre intensiv mit dem Thema Feuerbestattung befasst und verschiedenste Lösungsvorschläge erarbeitet hatte, die Gelegenheit zur Verwirklichung seines Ideals. Die Fertigstellung und Einweihung der Feuerhalle 1929 erlebte er nicht mehr. Die große, fernöstlich anmutende Vorhalle mit ihren hohen hölzernen Stützen öffnet den Bau in einer großen, lichten Geste zum Hain und seinem Baumbestand. Der hohe, zylindrische Tambour wird überdeckt von einem Kegeldach aus Gussbeton mit Flammenkrone. Die funktionale Klarheit des Äußeren findet im Inneren ihre Entsprechung. Die Raumdisposition ist auf den hohen, kreisförmigen Zeremonienraum hin ausgerichtet, der im unteren Bereich mit großformatigen Sandsteinquadern verblendet ist. Die farbstrahlende Glasmalerei auf der Westseite lässt sich zur Ehrenempore öffnen. Als Pendant dazu fungiert das Keramikziegel-Gitterwerk der Orgelempore auf der Ostseite. Die für Schultes Bauten der Zwischenkriegszeit typische Verbindung von sachlicher Modernität und expressiven Elementen ermöglichte bei der Feuerhalle einerseits die Demonstration technisch-hygienischer Funktionalität, andererseits eine symbolisch und semantisch aufgeladene Architektur von maßvollem, aber eindrücklichem Pathos. (Georg Wilbertz)

Mario Wagenhuber

Der Bereichsleiter Bestattung & Friedhöfe der LINZ AG ist u. a. verantwortlich für den Urnenhain Urfahr. Seit dem Neubau der Verabschiedungshalle (Arch. Klaus Kada, 2003) wird die Feuerhalle nur mehr wenig genutzt. Ein zentraler Erinnerungs- und Andachtsort ist sie geblieben – nicht zuletzt für Mario Wagenhuber persönlich, der hier etliche Verabschiedungen vorgenommen hat.

„Die Verstorbenen sind in dieser runden Halle im Mittelpunkt. Was auch schön ist und nicht selbstverständlich für Verabschiedungshallen: Das Gebäude ist hell und farbenprächtig, es kommt immer Licht herein von allen Seiten.“ 

 

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Kühne Schulte Gegenwart

Filmische Porträts

In nicht einmal zwei Jahrzehnten schufen Curt Kühne (1882–1963) als Stadtbaudirektor und Julius Schulte (1881–1928) als sein Mitarbeiter bzw. selbständiger Architekt wesentliche Bausteine der modernen Linzer Raumentwicklung auf dem Weg zur Großstadt. Unter den äußerst prekären Bedingungen der Zeit zwischen den Weltkriegen planten sie bedeutende Wohnbauten, Schulen und kommunale Einrichtungen für die Stadt, die bis heute in Betrieb und Nutzung sind.

Das afo hat für die Ausstellung Kühne Schulte Gegenwart (19.11.2021–18.2.2022) unterschiedliche Persönlichkeiten – Bewohner*innen, Architekt*innen, Expert*innen, Eigentümer*innen – zum Interview geladen, um anhand von zehn Beispielbauten zu erfahren, was sich rund ein Jahrhundert später von den „sozialen Stadtbausteinen“ der Zwischenkriegszeit lernen lässt: Wie sieht der private oder berufliche Alltag darin aus? Welche Qualitäten werden besonders geschätzt? Was bedeuten diese Bauten und Siedlungen für die Stadt und ihre Bewohner*innen?

Hinweis: Parallel zur Ausstellung im afo zeigt das NORDICO Stadtmuseum Linz bis 18.4.2022 Gebaut für alle. Curt Kühne und Julius Schulte bauen das soziale Linz (1909-1938).

Konzept und Interviews: Tobias Hagleitner

Ton, Kamera, Schnitt: Reinhard Zach

afo architekturforum oberösterreich, 2021

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