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PARKBAD

Created at 15. Feb. 2022

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by architektenfreund

PARKBAD
Curt Kühne, 1930

Das Parkbad sei als charakteristischer Bau der frühen 1930er Jahre nicht nur stilprägend für Linz, schrieb Friedrich Achleitner im Jahr 1980, „sondern auch vorbildlich in seinen Dimensionen als freistehendes Objekt in der Aulandschaft.“ Diese Maßstäblichkeit sei bei den folgenden Uferbauten, mit Ausnahme des Brucknerhauses, ignoriert worden. Auf die Wirkung des Parkbads als landschaftlich gefasster Solitär, wie sie Kühne einst angestrebt hatte, muss mittlerweile also verzichtet werden. Das Bauwerk selbst hat hingegen nichts an Ausdruckskraft eingebüßt. Während die teils über Eck gerahmten Fenstergruppen die Horizontale betonen, entfaltet der turmartige Mittelbau mit den drei stehenden Fensterbändern und der großen Uhr darüber vertikale Präsenz. Die Badeanstalt hatte ursprünglich nicht nur Freizeitfunk- tion, sondern sie war mit Wannen-, Brause- und Dampfbädern zugleich eine wesentliche kommunale Institution im Kontext der Sozial- und Gesundheitspolitik. Das Hallenbad war die erste Einrichtung dieser Art in Oberösterreich. Die Schwimmhalle wurde 1981 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Im Jahr 2008 wurde das Parkbad unter Beibehaltung der Architektur von 1930 modernisiert und um einen 170 Meter langen, rot gefärbten Sichtbetonriegel auf gläserner Erdgeschoßzone ergänzt (Riepl Riepl Architekten, Johannes Kaufmann). (Tobias Hagleitner)

Peter Riepl

Im Jahr 1985 gründeten Gabriele und Peter Riepl ihr gemeinsames Architekturbüro in Linz. Seither haben Riepl Riepl Architekten das Baugeschehen in Linz wesentlich mitgeprägt. Ihr Erweiterungbau für das Parkbad (2008) verbindet die vielfältigen Raumbereiche von Freibad, Wellness, Schwimm- und Eishalle. Dem Bestand bleibt dabei weiterhin die hervorgehobene Stellung als Haupteingang.

„In der Zwischenkriegszeit hat man es sehr gut verstanden, sich den neuen Aufgabenstellungen einer demokratischen Gesellschaft zu stellen und öffentliche Orte zu schaffen, wo die Menschen einander treffen, kommunizieren, sich aufhalten und unterschiedliche Aktivitäten verrichten können. Das müssen wir mit ähnlicher Verve heute auch wieder angehen – und immer wieder angehen.“

 

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Kühne Schulte Gegenwart

Filmische Porträts

In nicht einmal zwei Jahrzehnten schufen Curt Kühne (1882–1963) als Stadtbaudirektor und Julius Schulte (1881–1928) als sein Mitarbeiter bzw. selbständiger Architekt wesentliche Bausteine der modernen Linzer Raumentwicklung auf dem Weg zur Großstadt. Unter den äußerst prekären Bedingungen der Zeit zwischen den Weltkriegen planten sie bedeutende Wohnbauten, Schulen und kommunale Einrichtungen für die Stadt, die bis heute in Betrieb und Nutzung sind.

Das afo hat für die Ausstellung Kühne Schulte Gegenwart (19.11.2021–18.2.2022) unterschiedliche Persönlichkeiten – Bewohner*innen, Architekt*innen, Expert*innen, Eigentümer*innen – zum Interview geladen, um anhand von zehn Beispielbauten zu erfahren, was sich rund ein Jahrhundert später von den „sozialen Stadtbausteinen“ der Zwischenkriegszeit lernen lässt: Wie sieht der private oder berufliche Alltag darin aus? Welche Qualitäten werden besonders geschätzt? Was bedeuten diese Bauten und Siedlungen für die Stadt und ihre Bewohner*innen?

Hinweis: Parallel zur Ausstellung im afo zeigt das NORDICO Stadtmuseum Linz bis 18.4.2022 Gebaut für alle. Curt Kühne und Julius Schulte bauen das soziale Linz (1909-1938).

Konzept und Interviews: Tobias Hagleitner

Ton, Kamera, Schnitt: Reinhard Zach

afo architekturforum oberösterreich, 2021

 

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